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Von der Komplexität in die Klarheit

Ein strategischer Blick für das Unternehmen „Anwaltskanzlei“

Die Friseurmeisterin Danni Lowinski betreibt im Zweitberuf in einer Kaufhauspassage eine Beratungsstelle. Als Rechtsanwältin verhilft sie „kleinen Leuten“, die in Schwierigkeiten stecken, zu deren Recht. Ihr Ziel einer eigenen Kanzlei mit Blick auf den Rhein hat die Kultanwältin aus der SAT1 Abendserie in Staffel 5 erreicht, nebenbei strategische Entscheidungen getroffen und diverse Wachstumshürden erfolgreich gemeistert. Ihre wünschenswerte Zukunft Realität werden lassen.

Was „Danni Lowinski“ sichtbar für Mandanten werden lässt, ist weniger das juristisch und fachliche Handwerkszeug, als mehr die persönlichen Strategien, unternehmerischen Motive und emotionalen Handlungsweisen. Und ganz egal, ob diese Geschichte reine Fiktion ist, oder auch nur ansatzweise auf die tatsächliche Anwaltspraxis übertragbar ist, sie zeigt dem Zuschauer das Kernelement einer jeden (Geschäfts-)Beziehung: Der Mensch und sein Wesen. Die private und berufliche Funktion (hier Anwalt), der sich daraus ergebenden unterschiedlichen Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Spiegelt seine Persönlichkeit wider und offenbart sich in der Qualität seiner Leistungen. So wie die Schauspielerin Annette Frier bewusst in die Rolle der TV-Anwältin schlüpft, tun sich im realen Leben eines selbständigen Anwalts viele auf, wie zum Beispiel die des Kanzleiinhabers, des Vorgesetzten, des Partners, des Wissensarbeiters, des Qualitätsmanagers, des Datenschutzbeauftragten, des Betreuers, Beraters und so weiter. Jede Rolle bringt auch Verantwortung mit sich und es obliegt dem eigenen Fokus und den persönlichen Fähigkeiten, wie gekonnt deutlich und im Ergebnis erfolgreich – auch in wirtschaftlicher Hinsicht – eine Rolle ausgefüllt wird.

In der aktuellen prognos-Studie1 zum Rechtsdienstleistungsmarkt 2030 ist die Anwaltschaft aufgefordert zukünftig bewusster die Rolle des Unternehmers einzunehmen. Wachsender Wettbewerbsdruck und stärkere Konkurrenz veranlassen die Anwaltschaft zukünftig noch mehr gezielt unternehmerisch zu denken, zu handeln und sich strategisch wie organisatorisch gut aufzustellen.

Der Anwalt als Unternehmer

Der Gründung eines Unternehmens bzw. dem Schritt in die Selbständigkeit gehen unterschiedliche Motive voraus. Hier ist die Abgrenzung und Trennung von Unternehmer und Selbständigem/Freiberufler ins Bewusstsein zu rufen. Unternehmer wollen etwas bewirken und arbeiten primär am Unternehmen. Selbständige haben Spaß an der Tätigkeit und wollen ihre eigenen fachlichen Fähigkeiten weiter entwickeln. Sie wollen faktisch etwas tun. Der Anwalt erbringt als Selbständiger fachlich hochkomplexe Dienstleistungen, der Unternehmer führt bewusst zu Änderungen und Innovation.2 In der Rolle des Unternehmers bleibt der Anwalt eigentlich Facharbeiter, stellt sich aber (mehr oder weniger) den unternehmerischen Aufgaben und der daraus resultierenden Verantwortung für das Unternehmen Kanzlei. Beiden gemeinsam ist die Qualität ihrer Dienstleistungen und Prozesse.

Wachstumshürden sind Perspektivenwechsel

Entwicklungsschübe und Umweltbedingungen provozieren Wachstumshürden und beinhalten gleichzeitig viele neue Perspektiven, Möglichkeiten und Chancen unternehmerischer, wirtschaftlicher und organisatorischer Potenzial-Entfaltung. Der Zusammenschluss mit mehreren Berufsträgern, die Gründung einer Partnerschaftsgesellschaft oder ein stetes Kanzleiwachstum sind die Beweggründe im Anwalt die Rolle des Unternehmers zu wecken, und damit auch seine unternehmerisch-strategischen Gedankenspiele und die Ausrichtung seiner Handlungen. Themen wie Führung, Organisation, Mitarbeiter, Kommunikation, Kanzleimarketing und Vertrieb rücken in den Mittelpunkt und veranlassen die Beteiligten aus der Binnensicht an der Kanzleistruktur und -organisation sowie deren Qualität zu arbeiten. Vorausgesetzt, es gibt eine Vorstellung von der wünschenswerten (Kanzlei-)Zukunft und ein funktionierender, alltagstauglicher Plan – eine Strategie.

Eine kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsabläufe und reibungslos ablaufende Organisations- und Kundenprozesse sind geboten und helfen hier schnell. Es vereinfacht die Rechtsberatung, Vertretung und Pflege der Mandanten. Sind diese eingebettet in ein ganzheitliches Qualitätsmanagement, erleichtert es die tägliche Arbeit in der Kanzlei und schafft Freiräume für entscheidende Weichenstellungen in der Zukunft. Eine strategische Kanzleiausrichtung macht das Leben leichter, räumt auf und schärft den Blick für´s Wesentliche.

Aus der Vogelperspektive

Wird der Rechtsdienstleistungsmarkt aus der Vogelperspektive betrachtet, könnte sich die Frage auftun, warum die Welt überhaupt so viele Anwälte braucht. Aus übergeordneter Sicht ist der Zweck einer Anwaltskanzlei doch der, seinen Mandanten eine juristische Beratung und Vertretung anzubieten. Im Wettbewerb ist das Unternehmen „Kanzlei“ am erfolgreichsten, welches sich als spezialisierter Problemlöser für die gewünschte Mandantschaft positioniert und somit Nutzen stiftet und Mehrwert generiert. Hierzu ist eine Fachanwaltschaft allein nicht ausreichend! Unsere Danni Lowinski ist als Anwältin der „kleinen Leute“ in der Themenvielfalt fachlich breitgefächert und gefordert. Was sie einzigartig macht, ist ihr umfassendes Verständnis für ihre Klientel, deren menschlichen Grundbedürfnisse, Wünsche und Erwartungen. Sie kennt ihre „Pappenheimer“ auf das genaueste. Strategisch betrachtet ist die TV-Anwältin Zielgruppenbesitzerin. Ihr Erfolg ergibt sich aus der Konzentration auf diese, ihrer spezialisierten Wissensarbeit, einzigartigen Mandanten-Beziehung und ein unkonventioneller Mitarbeiterstab. Im Bereich Ablauforganisation, Qualitätskontrolle und IT-Sicherheit hat sie sicherlich noch Nachholbedarf. Spätestens bei Einführung des beA3 wird sie das auch schmerzlich erfahren.

Die Kernthemen moderner Kanzleipolitik heißen strategische Geschäftsentwicklung, Alleinstellung und kooperative, partizipative, qualitätsbewusste Organisationskultur. Es sind Antworten auf zukünftige – im Ansatz bereits heute schon sichtbare – Entwicklungstrends. Einer gesunden strategischen Geschäftsentwicklung liegen Erfolgsfaktoren zugrunde, die außerhalb von juristischer Expertise und betriebswirtschaftlichem Wissen zu finden sind: In der Persönlichkeit des Anwalts und in der Qualität seiner (Kanzlei-)Organisation. Unternehmerischer Erfolg ist abhängig von der emotionalen, inneren Einstellung, Haltung und Werteorientierung. Dem Vorhandensein einer klaren Vorstellung über das eigene Leben und der eigenen Zukunft – auch des eigenen Einkommens. Persönliche Transformationsfähigkeit, Flexibilität und Vertrauen gepaart mit einem feinem Gespür für das jeweils wirklich echte Mandantenbedürfnis und die darauf konsequent ausgerichtete Weiterentwicklung der Kanzleistrategie und Organisation, sind die Antriebskräfte für das eigene Besser-werden und eine gezielte Positionierung.

Eine Strategie ist nur so gut, wie ihr Stratege und nur erfolgreich, wenn sie im Alltag funktioniert. Wenn dabei noch die Arbeitsabläufe, Organisationsprozesse und IT-Systeme optimal aufeinander abgestimmt sind, stehen die Zeichen auf Erfolg. Im Klartext bedeutet das für den Inhaber: Auslastung mit Wunschmandanten, Selbstverwirklichung zum Nutzen anderer, wiedererwachte Lebensfreude, motivierte Mitarbeiter, zufriedene Mandanten, hohe Weiterempfehlung und somit finanzieller Erfolg.

„Wer viele Hasen jagt, fängt letztlich keinen“. Diese Jägerweisheit verdeutlicht die zugrundeliegende Kraftanstrengung und Erfolgschancen. Es erleichtert das Leben, wenn der Hase benannt ist, der gejagt werden soll bzw. der richtige Jagdplatz hierfür gefunden ist. Ist erst einmal eine Nische durch die eigene Expertise besetzt, entsteht Sog. Diese magnetische Anziehung bringt automatisch die richtigen Hasen vor die Flinte. Nur den Abzug drücken muss der Jäger dann noch selbst.

Vom generellen Spezialisten zum positionierten Experten

Ein klares Zukunftsbild, individuelle Strategien und unternehmerisches Handeln setzen Kräfte, Ressourcen und Möglichkeiten frei und geben dem Unternehmen „Kanzlei“ dabei eine definierte Geschäftspolitik. Eine Positionierung als bester Problemlöser für die gewünschte Mandantschaft, ermöglicht sowohl die Etablierung der eigenen „Kanzleimarke“ nach außen, als auch die Schaffung einer partizipativen, qualitätsorientierten Organisationskultur nach innen.

Jetzt ist die richtige Zeit für die Definition Ihrer wünschenswerten Kanzlei-Zukunft! Mit strategischem Blick und einer qualitätsorientierten Organisation, erzeugen Sie schon heute einen nachhaltigen Wettbewerbs-vorsprung.

Von der passgenauen Strategieentwicklung und Organisationsberatung bis hin zur aktiven Umsetzung im Tagesgeschäft gibt es für Ihr Unternehmen „Anwaltskanzlei“ Hilfestellung. Tipp: Nutzen Sie hierzu die Angebote ausgewiesener Experten, profitieren Sie von deren Erfahrungen und einer unabhängigen Sicht.

Elke Gillardon – www.gillardon.org

Ingo Keller – Ingo Keller GmbH – IT-Dienstleistungen, Qualitätsmanagement und Organisationsberatung für Anwaltskanzleien, Schießbergstr. 30, 91330 Eggolsheim, www.ingo-keller-gmbh.de

1 Der Rechtsdienstleistungsmarkt 2030 – Eine Zukunftsstudie für die deutsche Anwaltschaft, Deutscher Anwaltverein, prognos

2 vgl.„Die Kunst, seine Kunden zu LIEBEN, Neurostrategie für Unternehmer; Stefan Merath, GABAL Verlag, 4. Auflage 2014

3 beA: besonderes elektronisches Anwaltspostfach